Projektbeschreibung
Agroforstsysteme – die Kombination aus Bäumen und landwirtschaftlicher Nutzung – haben das Potential das das Mikroklima zu verbessern, die Artenvielfalt zu fördern, die Bodenfruchtbarkeit zu steigern und neue Ertragsquellen im Betrieb zu schaffen. Trotz dieser Vorteile ist die Etablierung in Schleswig-Holstein bislang nur langsam vorangekommen. Der Grund: Es fehlen Geschäftsmodelle für Holz aus Agroforstsystemen sowie verlässliche Daten und Informationen zur Wirtschaftlichkeit, zu den Auswirkungen auf Grünland- und Ackererträge und dem Nutzen für die Klimaanpassung.
Landwirtinnen und Landwirte stehen daher vor der Frage, ob ein Agroforstsystem für ihren Betrieb in Frage kommt. Ohne belastbare wirtschaftliche und pflanzenbauliche Informationen bleibt die Einführung riskant. Auch regionale Wertschöpfungsketten – also Abnehmer, Verarbeitungswege und Absatzmärkte für Holz aus Agroforstsystemen – existieren kaum, wodurch wichtige finanzielle Anreize fehlen. Damit Agroforstsysteme und deren ökologisches Potential voll entfaltet werden können, braucht es eine fundierte, praxisnahe Datenbasis und klare Perspektiven für die Holznutzung.
Das Projekt AHOI.SH schafft genau diese Grundlage. In bestehenden Agroforstsystemen der beteiligten Betriebe werden umfangreiche pflanzenbauliche, betriebswirtschaftliche und holztechnische Daten erhoben: Wie wirken sich Gehölzstreifen auf Grünland-Futterertrag und -qualität aus? Welches Potenzial hat Pappelholz aus Agroforstsystemen in Schleswig-Holstein für verschiedene Verwertungswege wie zum Beispiel: Wärmeenergie, Pflanzenkohle, Holzwerkstoffe oder sogar Konstruktionsholz? Und wie groß ist der Nutzen für Klimaschutz und -anpassung, Tierwohl und Betriebsökonomie?
Vorhandene Demonstrationsflächen machen die Effekte direkt sichtbar, und regionale Kooperationen mit holzverarbeitenden Betrieben sollen dabei helfen, neue Wertschöpfungsketten für Agroforstholz aufzubauen. Dadurch entsteht erstmals eine praxisnahe Bewertung, wie Agroforstsysteme bestmöglich auf betrieblicher Ebene integriert werden können – nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch finanziell sinnvoll.
Die Erkenntnisse fließen in Kalkulationsmodelle, einen praxisorientierten Leitfaden und ein frei zugängliches KI-gestütztes Entscheidungstool, das Betrieben eine individuelle Einschätzung ermöglicht. So können Landwirtinnen und Landwirte auf Basis verlässlicher Daten prüfen, welches Agroforstmodell für ihren Betrieb geeignet ist. Zusätzlich wird ein stetiger Austausch mit politischen Akteuren angestrebt um hinsichtlich geeigneter Förderbedingungen für die Anlage von neuen Agroforstsystemen zu beraten.
Langfristig soll das Projekt eine fundierte Grundlage bieten, Agroforstsysteme in Schleswig-Holstein vermehrt zu etablieren: Als klimaresiliente Bewirtschaftungsform, als Beitrag zum Klimaschutz in einer diversen Landschaft sowie als eine wirtschaftlich attraktive Option für landwirtschaftliche Betriebe.